Wieso ändert sich der Depotwert (Nettoliquidationswert / NLV) ohne, dass ich gehandelt habe?

Was ist der Nettoliquidationswert (NLV) eigentlich genau?

NLV - Nettoliquidationswert

NLV ist die englische Abkürzung für "Net Liquidation Value", was übersetzt für Nettoliquidationswert steht.

Der NLV spiegelt sämtliche Werte deines Depots zu dem jeweiligen Zeitpunkt wider. Er enthält also auch alle unrealisierten Gewinne und Verluste und reagiert auf Währungsschwankungen. Du musst also nicht aktiv handeln und dennoch ändert sich der Depotwert.

Grob gesagt gibt der NLV an, was an Bargeld übrig bleibt, wenn zu dem jeweiligen Zeitpunkt sämtliche Positionen geschlossen und alle Währungen in die Depotwährung umgerechnet würden. Also ein "Was wäre, wenn" sämtliche bislang unrealisierten Gewinne und Verluste realisiert würden. Da dabei nahezu alle aktuellen Markteinflüsse berücksichtigt werden, versucht auch das Visual Trading Journal den Wert nicht selbst auszurechnen, sondern übernimmt ihn direkt aus dem Kontoumsatzbericht von Interactive Brokers.

Nettoliquidationswert (NLV) im Visual Trading Journal

Was steckt nun genau im NLV und wieso beeinflusst es den Wert?

Unrealisierte Gewinne / Verluste

Wenn du gekaufte (Long) Aktien oder Optionen in deinem Depot hast, ändert sich deren Kurs regelmäßig und damit deren Wert, der nach dem Schließen übrig bleibt. Bei verkauften (Short) Aktien oder Optionen ändert sich der Rückkaufwert abhängig vom Aktienkurs. All das berücksichtigt Interactive Brokers beim Berechnen des Nettoliquidationswerts (NLV).

Währungsschwankungen

Wenn dein Depot in EUR geführt wird, wird auch der NLV in EUR angegeben, unabhängig davon, welche Assets du in deinem Depot hast. Selbst wenn es nur Cash wäre, das im Wert nicht schwankt, führt der aktuelle Umrechnungskurs der Fremdwährung in die Depotwährung zu regelmäßigen Änderungen des NLV.

Zinsen auf Barguthaben oder Leihgebühren

Ob du Zinsen auf Guthaben bekommst oder Zinsen zahlen musst, täglich ändert sich der Betrag, der letztendlich einmal im Monat ausgezahlt oder abgebucht wird. Im Nettoliquidationswert steckt aber bereits die tägliche Aktualisierung der Zinsenguthaben beziehungsweise Zinsverbindlichkeiten. Dein NLV steigt also täglich, wenn du Zinsen auf Barguthaben bekommst, und sinkt, wenn du Zinsen zahlen musst. Hast du offene Short-Positionen auf Aktien? Leihgebühren, die du auf diese Short-Positionen zahlst, sind ebenfalls tagesaktuell im NLV enthalten.

Dividenden

Wenn du Dividenden auf Aktien bekommst, geschieht das am Ex-Dividenden-Tag. An diesem Tag gibt es aber noch keine Auszahlung, sondern du erhältst einen Dividendenanspruch. Die tatsächliche Auszahlung kann deutlich später, oft erst nach einigen Monaten, erfolgen. Aber der Dividendenanspruch ist ab jetzt in deinem NLV enthalten. Das heißt, dein NLV steigt am Ex-Dividenden-Tag um die Dividende und sinkt gleichzeitig wieder, weil normalerweise der Aktienkurs um den gleichen Betrag fällt.

Der Umgekehrte Fall, wenn du die Dividende bei Short-Positionen zahlen musst, sind diese Dividendenersatzansprüche ebenfalls im NLV enthalten.

Ein- und Auszahlungen

Tätigst du Ein- und Auszahlungen in deinem Depot werden diese im NLV natürlich ebenfalls berücksichtigt. Das heißt, wenn du Geld in dein Depot einzahlst, steigt der NLV um den Betrag der Einzahlung. Wenn du Geld aus dem Depot abziehst, sinkt der NLV um den Betrag der Auszahlung.

Wie erkenne ich, wieviel ich verdient habe?

Das ist tatsächlich eine schwierigere Frage, als man annehmen würde. Manche versuchen, ihre Gewinne aus abgeschlossenen Positionen zu ermitteln und die offenen nicht zu berücksichtigen. Schon in kleinen Depots stößt man dort schnell an Grenzen, weil die Laufzeiten so verschieden und die Zusammenhänge so komplex sind. Daher ist meine Empfehlung, tatsächlich den NLV zu nutzen, um deine Performance zu ermitteln. Hast du Gewinne, steht es im NLV, hast du Verluste, steht es ebenfalls im NLV. Steigt dein NLV, wird das Depot insgesamt größer, sinkt es, wird es kleiner. So machst du dir nichts vor. Daher berechnen Interactive Brokers und auch das Visual Trading Journal die Rendite basierend auf dem NLV.

Renditeberechnung im Visual Trading Journal

Ein Problem sind die Ein- und Auszahlungen. Ein- und Auszahlungen ändern den NLV aber nicht deine Rendite. Daher siehst du im Visual Trading Journal auch die "Änderung des Depotwerts ohne Ein- und Auszahlungen". So siehst du, wie sich dein Depotstand allein durch deine Tradingleistung verändert hat. Steigt diese Angabe um 1000 Euro, dann hast du 1000 Euro Gewinn gemacht, unabhängig davon, ob du Geld eingezahlt oder abgehoben hast.

Zur Renditeberechnung selbst müsste es noch einen eigenen Blogartikel geben, da es ebenfalls komplexer ist, als die meisten denken.