Differenzen erwartet!
Welche Differenzen gibt es und wie kommen sie zustande? Ist die Berechnung dann richtig?
Vergleich der Zahlen vom Broker mit Visual Steuer
Visual Steuer kann seine eigenen Berechnungen mit denen von Interactive Brokers vergleichen. Das ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass wirklich alle Transaktionen erfasst sind. Fehlt auch nur ein Trade in der Datenbank, würden die Summen nicht stimmen.
In der Vergleichstabelle stehen dann die Zahlen, die aus dem Broker-PDF entnommen wurden, denen gegenüber, die Visual Steuer berechnet hat. Dabei gibt es Differenzen und das ist gut so.
<WERT VOM BROKER> + <DIFFERENZEN> = <WERT VON VISUAL STEUER>
Die Differenzen sind dann in der Tabelle aufgeschlüsselt. Dabei gibt es genau benannte bekannte Differenzen und sogenannte "unerwartete Differenzen". Die bekannten Differenzen sind z.B. die Optionsprämien, die der Broker in den Aktientopf tut, die aber in der deutschen Steuererklärung zu den Optionen gehören.
Unerwartete Differenzen?
Und dann gibt es da die unerwarteten Differenzen. Hier beginnt sich der eine oder andere Nutzer Sorgen zu machen. "Warum gibt es unerwartete Differenzen? Ist die Berechnung dann richtig?" Die Antwort ist: Ja, die Berechnung ist richtig, solange in der Tabelle keine roten Flächen sind. Damit ist der Hintergrund und nicht die Zahlen selbst gemeint, denn sämtliche negativen Zahlen sind rot dargestellt.
So sähen tatsächliche Fehler mit den deutlich rot markierten Tabellenzellen aus:
In diesem Beispiel sind die unerwarteten Differenzen im Ergebnis rot hinterlegt. Das bedeutet, dass die Summe der bekannten Differenzen plus dem Wert vom Broker nicht dem Wert von Visual Steuer entspricht. In diesem Fall stimmt etwas nicht und es muss nach dem Fehler gesucht werden. Zumeist sollte die Datenvalidierung bereits auf fehlende oder unvollständige Transaktionen hinweisen, die sich in 99% der Fälle durch einen Import der historischen Daten beheben lassen.
Unerwartete Differenzen erwartet?
Nun aber zu den "unerwarteten Differenzen", die nicht deutlich rot markiert sind. Sie sind in Ordnung, aber warum gibt es diese Differenzen?
Ganz einfach: In der Spalte "Ergebnis" tauchen sie gar nicht mehr auf, denn das Ergebnis geht letztendlich auf. Wenn man genau hinschaut, ist die unerwartete Differenz beim Gewinn oftmals ein negativer Betrag, der identisch mit dem positiven Betrag bei der unerwarteten Differenz bei den Verlusten ist. In diesem Fall sind einfach nur Gewinne zu Verlusten geworden.
Wieso werden Gewinne zu Verlusten?
Wenn die Optionsprämie aus der Aktientransaktion herausgerechnet wird, sinkt der Ertrag, und das kann dazu führen, dass die Aktientransaktion einen Verlust macht und der Gewinn nur auf der Optionsseite entsteht.
Aber auch eine tatsächliche Gewinntransaktion, die z.B. in USD denominiert ist, kann zu einer Verlusttransaktion werden, wenn man die Währungsdifferenzen zur Basiswährung EUR berücksichtigt.
Erwartete Differenzen
Short-Optionsprämien (bei Aktien): Die Prämien von verkauften Optionen werden vom Broker in der Aktientransaktion erfasst, aber in der deutschen Steuererklärung gehören sie zu den Optionen. Daher wird die Prämie aus der Aktientransaktion herausgerechnet und taucht als Differenz auf.
Zugeteilte Short-Optionen (bei Optionen): Der Broker realisiert die Optionsprämie erst, wenn die Option glattgestellt wird, d.h. zurückgekauft wird oder verfällt. Wird man eingebucht, gibt es ebenfalls noch keine realisierte Prämie, da der Broker die Prämie mit der Aktienposition verschmilzt. Letztendlich geht es hier um den Zeitunterschied zwischen dem Zeitpunkt der Prämieneinnahme und dem Zeitpunkt der Realisierung der Prämie. In der deutschen Steuererklärung ist die Prämie sofort bei Zugang, also beim Verkauf der Option, zu versteuern. Visual Steuer berücksichtigt dies und rechnet die Differenz später heraus, damit die Prämie nicht doppelt erfasst wird.
Währungsdifferenzen: Auch wenn der Handel komplett mit z.B. USD-Guthaben stattfindet und vermeintlich kein Tausch in EUR stattfindet oder keine USD geliehen werden müsssen, gibt es dennoch Währungsdifferenzen. Denn die Buchführung erfolgt in EUR - auch beim Broker. Jede Bewegung des USD-Bestandes vergrößert oder verkleinerte diese Währungsposition, was zu Gewinnen oder Verlusten führt. Eine genauere Erläuterung erfordert mindestens einen eigenen Blogartikel.
Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel des Zahlenwaldes bringen.